Erinah Fridah Babirye: Im Dialog mit der Natur

Mit ihrer Residenz in der Forster Gallery im Mai 2025 hat Erinah Fridah Babirye bewusst neues Terrain betreten. Die Auseinandersetzung mit neuen Materialien, Rhythmen und Geschichten wurde, wie sie es selbst beschreibt, zur Erweiterung ihres künstlerischen Horizonts und zur Möglichkeit, Naturbeobachtung, Recherche und Intuition auf andere Weise zusammenzuführen.

Erinah, du siehst eine starke Verbindung zwischen Mensch und Pflanzenwelt. Inwiefern hast du dabei Sansibar für dich als besonders wertvoll erlebt?
Ich fühle mich den Pflanzen hier sehr nah. Sie wachsen wild und gleichzeitig kultiviert – wie die Geschichten, die sie in sich tragen. Für mich ist das ein Spiegel der Beziehungen, die wir als Menschen führen: kontrolliert und doch voller Eigenleben. Besonders berührt haben mich die Märkte. Dort spüre ich die Energie des Alltags, aber auch eine tiefe Symbolik.

Warum hast du dich entschieden, Künstlerin zu werden?
Kunst war für mich immer ein Weg, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Ich bin mit Pflanzen aufgewachsen, habe früh gezeichnet – und irgendwann habe ich begonnen, Gesichter in Blättern zu sehen. Das hat mich nicht mehr losgelassen. Ich will die feinen Netze zwischen allem Lebendigen zeigen.

Welche Ziele hattest du für die Residenz in der Forster Gallery?
Mein Wunsch war es, hier frei zu arbeiten, neue Materialien zu erkunden und meinen Blick zu vertiefen. Ich wollte, dass etwas entsteht, das mehr Fragen stellt als Antworten gibt – und mich selbst überrascht.

Dein erstes Bild zeigt eine Frau in einer Badewanne. Wie passt das zu deinem Thema?
Wasser ist ein Medium der Transformation – und eine Badewanne ein Ort des Übergangs. Zwischen Schutz und Offenheit. Die Frau darin ist verletzlich, aber auch kraftvoll. Ich sehe sie als Pflanze im Moment des Umtopfens.

Du warst vor einigen Jahren schon einmal in Sansibar. Was hat sich verändert?
Ich habe das Gefühl, die Insel ist gewachsen – nicht nur strukturell, sondern in ihrer kulturellen Offenheit. Damals war ich hier als Beobachterin. Jetzt bin ich Teil eines Prozesses.

Hast du schon Ideen für weitere Arbeiten?
Ich arbeite an einer Serie, in der Gesichter fast ganz von Blättern überdeckt sind. Und ich will mit Papierexperimenten beginnen, inspiriert von den Texturen der lokalen Stoffe.

Der Weg von Erinah Fridah Babirye zur Kunst

Erinah Fridah Babirye wurde 1998 in Kampala, Uganda, geboren, wo sie heute als freischaffende Künstlerin lebt und arbeitet. Sie hat an der Margaret Trowell School of Industrial and Fine Art der Makerere University in Kampala studiert und ihr Studium 2017 abgeschlossen. Ihre Werke waren bereits in verschiedenen Ausstellungen in Ostafrika zu sehen, darunter in der Gruppenausstellung By’abakazi – Reimagining Her World des Muumba Collective.

Erinah konnte an mehreren renommierten Residenzprogrammen teilnehmen, darunter das Silhouette Project der AfriArt Gallery, die transdisziplinäre TERRUR-Residenz (Transdisciplinary Regenerative Encounter Residency Uganda) und das Austauschprogramm des Goethe-Zentrums Kampala. Für ihre Arbeiten wurde sie u. a. für den Makumbya Musoke Art Prize nominiert und war Finalistin beim Tilga Art Fund.